Between Stimulus and Response / Protesters, 2016

In ihren Arbeiten begegnet Elisabeth Schmirl der digitalen Bilderflut unserer heutigen Zeit, dem fast manischen Zwang der Selbstzurschaustellung einer so genannten facebook- Generation, indem sie eine Auswahl digitaler Selbstporträts aus dem Internet extrahiert, in ihr Archiv einspeist, bearbeitet und in ein neues Medium übersetzt . Dabei spürt sie optischen Attributen und Typologien (Mimiken, Gesten und Haltungen) nach, die das Spezifische einer jungen, zumeist weiblichen Generation ausmachen könnten.
In der Reihe the element of (s)u(r)prising verbindet die Künstlerin historische Daguerreotypien mit Gesichtern von Protestierenden und verhandelt die Frage nach einer zeitgenössischen Bildpolitik und der Notwendigkeit von Protest(Bildern). Die Daguerreotypien zeichneten am Beginn der Fotografie oftmals Berufsbilder und Familienkonstellationen auf. Für die wenigen Menschen, die sich abbilden lassen konnten, blieb es meist auch bei der einen Fotografie die deshalb eine hohe Wertigkeit erhielt. Im National Archive sind über 700 dieser Habitual Portraits digitalisiert und archiviert. Häufig wurden die Bildplatten durch Abnutzung im Laufe der Zeit stark beschädigt, vor allem im Kopfbereich. Obwohl durch die Digitalisierung viele der Bildinformationen erst wieder „lesbar“ wurden, bleibt bei starken Verletzungen die Identität ausgelöscht. In diese Leerstellen fügt Schmirl Gesichter von Menschen bei Protestkundgebungen ein, gesammelt in Massenaufnahmen von Demonstrationen in den letzten Jahren. Es entstehen zeitgenössische Portraits von jungen Aktivistinnen. Die Haltung von politischen Menschen, jenseits der Pose ist sicherlich eine die wir öfter einnehmen sollten. Umgesetzt wurden die Bilder im Edeldruckverfahren der Cyanotypie.

"Between stimulus and response there is a space.

In that space is our power to choose our response.

In our response lies our growth and our freedom"

 

(Viktor Frankl Man's Search for Meaning)